Aus Charakteren werden Helden...

Die Charaktere von Mitspielern mit ihren Fähigkeiten im Spiel zu berücksichtigen ist das eine, Helden oder gar Legenden aus ihnen zu machen das andere. Bei dieser Methode geht es darum, die zentralen Fähigkeiten eines anderen Charakters in der Interaktion mit anderen Mitspielern besonders positiv herauszustellen. Dabei sind Klischees besonders wichtig und ja, es muss manchmal auch ein klein wenig übertrieben werden. Im ersten Schritt geht es um Charaktere, die zu Helden gemacht werden sollen, indem Geschichten aus vergangenen Veranstaltungen, aus ihrer Charaktergeschichte, aus erdachten Zwischenepisoden und den Erlebnissen des aktuellen Liverollenspiels zum Besten gebracht werden. Dabei müssen besondere Erfolge deutlich erwähnt und Kompetenzen des Charakters herausgearbeitet werden.

Beispiele:

Der Krieger Waldemar hat uns bei dem Angriff der Orks vorhin allen das Leben gerettet. Dieser dreckige Schwarzpelz hat mir nen Säbel in die Seite gerammt, da wäre es fast vorbei gewesen. Aber Waldemar hat ohne Rücksicht auf seinen eigenen Körper den Anführer der verdammten Bande gestellt und ihn in einem fulminanten Duell besiegt. Da wäre Rondra stolz gewesen. Danach war die Moral der Orks gebrochen und wir konnten sie noch ganz knapp besiegen.

Eine Schar von Abenteurern kommt an eine Burg und wird von Gardisten aufgehalten. Einer der Reisenden tritt vor, verbeugt sich höflich und bittet darum seine Gefährten vorstellen zu dürfen. Dann zückt er die Kriegerbriefe zwei seiner Begleiter und liest diese übertrieben theatralisch vor, während er zugleich noch kommentiert, welch große Helden diese wären, die ihm schon zigmal das Leben gerettet hätten und eine Zahl von Auszeichnungen für Mut und Tapferkeit bekommen hätten, die auf keine Kuhhaut mehr passt. Klar, dass dann die beiden Krieger erst mal ordentlich Eindruck machen, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben. Der Abend in der Burg kann also beginnen.

Eine wichtige Kompetenz des Feqz-Kriegers Murwan ist es, das militärische Kommando bei der Verteidigung von Gehöften zu führen, Kämpfer an der richtigen Stelle einzuteilen, Angriffsstrategien der Feinde zu durchschauen und schnelle Entscheidungen zu treffen. Zugleich hat sein Spieler auch ein gutes Gefühl für dynamische Kampfsituationen, die nicht sinnloses Schildwallgekloppe sind. Daher präsentieren ihn seine Kampfgefährten als erfahrenen Anführer vielfacher Verteidigungsschlachten und überragenden Strategen. Sie erzählen Geschichten vergangener Abenteuer und zeigen neben seinen charakterlichen Schwächen auch seine funktionellen Fähigkeiten auf.

 

... aus Helden Legenden

Und wer kennt sie nicht, jene Charaktere, die schon gefühlt seit Urzeiten in der Spielwelt unterwegs sind, die Welt schon zig Mal gerettet haben und vor denen jeder Bösewicht Angst hat. Es geht um Figuren, die längst schon keine Helden mehr sind, sondern durch ihre Taten, aber vor allem durch ihre Mitspieler, zu Legenden wurden. Charakterkonzepte von ganz besonders erfahrenen Helden sind äußerst anspruchsvoll in der Darstellung und können häufig nur überzeugend gespielt werden, wenn das Umfeld der Mitspieler sie dabei auch unterstützt. Deswegen sind hier übertriebene Geschichten und der Nimbus weitaus wichtiger als die Taten des Charakters. Denn häufig kann man die Fähigkeiten, die man eigentlich haben müsste, gar nicht vernünftig und überzeugend darstellen.

Beispiele:

Der weltbekannte Jäger Hagrim mit dem güldenen Speer ist aventurienweit bekannt: Es werden Heldenepen über ihn gesungen, kein Monster dieser Welt wurde noch nicht von ihm besiegt, er findet stets jeden Weg, egal ob durch Wüsten oder die Dämonenbrache, sein Pfeil trifft immer und noch nie wurde er ernsthaft verletzt. Und obwohl es Gründe gibt, warum dieses Bild des Charakters vermittelt wird, könnte es schwierig für den Spieler sein, dieses Konzept alleine überzeugend zu vermitteln. Aber es kann gelingen, wenn die Mitspieler ihn dabei unterstützen, seine großen Fähigkeiten im Wald bezeugen und auch galant darüber hinwegsehen, wenn ein Moment mal nicht ganz so episch war.

Um Magister X. ranken sich eine Reihe von vollkommen übertriebenen Gruselgeschichten. So soll dieser fanatische Kampfmagier aus Beilunk mit seiner mächtigen Magie ein halbes Dutzend gefährliche Kämpfer zerschmettern können, ohne dabei mit der Wimper zu zucken. Es gibt keinen Dämon, mit dem er noch nicht gerungen hat und all jene mussten sich dem heiligen Bannschwert geschlagen geben. Und so fürchtet auch jeder finstere Schwarzmagier dieser Welt, dass Magister X. auf ihn aufmerksam werden könnte. Doch leider macht es keinem Beteiligten Spaß, wenn der Kampfmagier die ganzen Gegner mit seiner Magie besiegt und von dem Kampf mit dem Dämon kein Drama für die anderen bleibt. Deswegen ist es wichtig, das Konzept des mächtigen Kampfmagiers zu unterstützen, seinen Nimbus zu nutzen den Feinden zu drohen, die Bösewichte einzuschüchtern, Konflikte in der Gruppe über Moral zu bespielen und die Legendenmacht auf eine Interaktionsebene zu ziehen, weg von der Darstellung der Fähigkeiten, die nur enttäuschen könnten.


Weiter geht es im Abschnitt "Gruppenkonzepte".

Moodpic1 Moodpic2 Moodpic3 Moodpic4 Moodpic5